Start-up-Finanzierung: Viele Wege und die Suche nach der passenden Abzweigung

Die Idee ist da. Auch der Businessplan nimmt langsam Form an. Was fehlt, ist die geeignete Finanzierung. Reicht erstmal das Geld aus der eigenen Tasche? Wie wäre es mit Venture-Capital, Crowdfunding oder Business Angels? Welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt und auf welchen Veranstaltungen des BPW du noch viel mehr erfährst:

Am 6. März 2024 lud der BPW zum Finanzforum in die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) ein. Mit dabei waren viele Gründerinnen und Gründer, die umfangreiche Informationen rund um Finanzierungsthemen erhielten. Wer nicht dabei sein konnte oder einfach mehr über Möglichkeiten der Start-up-Finanzierung erfahren möchte, hat im aktuellen BPW-Jahr 2024 glücklicherweise noch einige Male die Chance dazu. „Für jede Gründerin und jeden Gründer ist es ungemein wichtig, sich über die Möglichkeiten der Finanzierung zu informieren“, sagt Sabine Becker, Projektkoordinatorin der ILB.

Wie viel Kapital braucht es eigentlich, um so richtig durchzustarten? Pauschal lässt sich das nicht sagen. Wer in der Garage des Elternhauses gründet, muss sicherlich sehr wenig für Miete und Infrastruktur ausgeben. Wer mitten in Berlin gründet, hat durch Miete, Strom und Internet vorneweg bereits hohe Fixkosten. Auch die Unternehmensform spielt eine Rolle.

Fünf Finanzierungswege mit wenig Eigenkapital

Solltest du etwas Kleingeld haben und mit Eigenkapital gründen, bist du in jedem Fall freier in der Unternehmensgestaltung. Wenn es gilt zu wachsen, gibt es auch dann alternative Finanzierungsmöglichkeiten ohne direkte Investitionen:

Bootstrapping: Der Begriff „Bootstrapping“ bezeichnet eine eigenständig finanzierte Firmengründung ohne Fremdkapital. Laut deutschem Startup Monitor (DSM) nutzen über 80 Prozent der Gründerinnen und Gründer ihre Ersparnisse als Finanzierungsquelle. Der Vorteil: Als Gründerin oder Gründer hast du die volle Kontrolle und Entscheidungsfreiheit. Der Nachteil: Bei frühen Fehlentscheidungen droht das schnelle Aus. 

Familie und Freunde als Geldgebende: Fast jede dritte Gründung wird mit Darlehen aus dem Familien- und Freundeskreis realisiert. Was ohne große Mühe funktionieren kann, kann im Falle eines Misserfolgs jedoch zu großen Streitigkeiten führen.

Crowdfunding und Crowdinvesting: Auch Crowdfunding in Form kleiner Spenden kann ein Weg sein. Im Gegenzug erhalten Spendende einen Benefit oder werden namentlich erwähnt. Crowdfundings haben immer eine begrenzte Laufzeit und verfolgen eine Zielsumme. Sinnvoll kann dieser Weg für Content-Start-ups sein, die sich ohnehin eine Community aufbauen wollen. Durch Feedback der Community kann das Produkt weiterentwickelt werden. Auf Grundlage gesammelter Daten lassen sich später auch Investorinnen und Investoren leichter überzeugen. Beim Crowdinvesting sind die Finanzierungssummen meist deutlich höher und langfristig ausgerichtet. Im Unterschied zum Crowdfunding erhalten die Unterstützerinnen und Unterstützer eine Rendite in Form von Gewinn- oder Exit-Beteiligungen. Gegenüber klassischen Wagniskapitalgebern erhält die Crowd aber keinen Einfluss auf das Geschäft.

Abo-Modelle und Memberships: Bei Abomodellen zahlt die Kundschaft regelmäßig für Inhalte oder Leistungen. Membership-Modelle setzen auf den Community-Gedanken. Ein Teil der Inhalte wird offen zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, dass Nutzerinnen und Nutzer das Produkt so gut finden, dass sie bereit sind, für weitere exklusive Inhalte zu zahlen.

Förderungen: Start-ups sollten sich immer über aktuelle Förderprogramme informieren. Für Start-ups aus Berlin ist beispielsweise der Gründungsbonus des Landes Berlin eine interessante Möglichkeit: Start-ups, die weniger als zwölf Monate bestehen, können beim Land Berlin eine Anschubfinanzierung von bis zu 50.000 Euro abrufen. Geförderte Branchen: Tech-Start-ups, Start-ups aus der Finanzbranche (FinTech) oder Medien-Start-ups. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bootstrapping, kleine Privatkredite oder der Rückgriff auf eigene Ersparnisse gerade am Anfang Sinn machen können. Setzen erste Erfolge ein, kann auf Crowdfunding gesetzt werden. Beim nächsten Entwicklungsschritt sind Gespräche mit Investorinnen und Investoren jedoch meist unausweichlich.

Fünf Finanzierungswege, die das Wachstum ankurbeln

Glücklicherweise gibt es viele Investorinnen und Investoren, die liebend gern in innovative Ideen investieren möchten. Die Frage ist, welcher Weg zu deinem Start-up passt.

Teilnahme an Gründerwettbewerben: Eine hervorragende Möglichkeit, um nicht nur attraktive Gewinne, sondern auch den Zugang zu Branchenexpertinnen und -experten sowie möglichen Investorinnen und Investoren zu erhalten, sind Gründungswettbewerbe. Der BPW etwa gehört zu den bekanntesten Wettbewerben in ganz Deutschland. Er bereitet auf die Gründung vor, gibt eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten und bietet ein großes Netzwerk, das vor allem am Anfang unheimlich wichtig ist, um unternehmerisch Fuß zu fassen.

Bankkredite für die Start-up-Finanzierung: Zu den klassischen Anlaufstellen für Kapital zur Unternehmensgründung gehören Bankkredite. Wichtig, um eine Chance auf einen Kredit zu haben, ist ein professioneller Businessplan, wie man ihn etwa im Laufe des BPW erstellt. Das Positive bei der Kreditfinanzierung: Die Unternehmensanteile verbleiben beim Start-up.

Inkubatoren und Acceleratoren: Anders verhält es sich bei Inkubatoren, die neben der Start-up-Finanzierung mit ihrer fachlichen Expertise unterstützen. Spezielle Accelerator-Programme stellen Start-ups neben Finanzspritzen sogar eine Mentorin oder einen Mentor zur Seite. Im Gegenzug erwerben diese aber Unternehmensanteile.

Business Angels in der Startphase: Business Angels greifen Start-ups finanziell sowie mit Branchenkenntnissen und ihrem Netzwerk unter die Arme und werden meist voll in den Gründungsprozess einbezogen. Sie agieren oft nicht nur als Geldgebende, sondern auch als Mentorinnen und Mentoren. Derzeit sind Business Angels in rund jedem vierten Start-up aktiv – in Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden liegt ihr Anteil sogar bei über 50 Prozent. Größtenteils handelt es sich um Menschen, die eher aus Überzeugung als aus reiner Rendite-Absicht investieren. Die Investitionssummen liegen meist zwischen 10.000 und 50.000 Euro.

Venture-Capital-Gesellschaften: Venture-Capital-Gesellschaften gehören als Wagniskapitalgeber oft zu den größten Investoren. Venture Capitalists können vor allem bei der Anschubfinanzierung eine wesentliche Rolle spielen. Die Beträge liegen nicht selten im Millionenbereich. Es gibt auch sogenannte Micro Venture Capitals, die sich an der Start-up-Finanzierung mit bis zu 50.000 Euro beteiligen. Was vorab bedacht werden sollte: Die Gesellschaften wollen an einem späteren Unternehmensexit verdienen, weshalb auch ihr Mitspracherecht recht hoch ist.

Mehr zu Finanzierungsthemen bietet der BPW

Für welchen Weg man sich auch entscheidet, eine erfolgreiche Start-up-Finanzierung ist alles andere als ein Selbstläufer, da nicht jede Finanzierung für jedes Start-up geeignet ist. Du solltest daher genau prüfen, was für dein Start-up Sinn macht.  Eine gute Einstiegsmöglichkeit in das Thema bietet das Seminar „Finanzplanung für Existenzgründer:innen“ – Einführung des BPW, in dem Teilnehmende kostenlos Schritt für Schritt die einzelnen Bestandteile der Finanzplanung durchgehen können und lernen die Finanzplanung für ihren Businessplan selbst zu erstellen. Noch mehr zum Thema bietet das Vertiefungsseminar „Finanzplanung für Existenzgründer:innen – Vertiefung“, in dem du lernst, den eigenen Kapitalbedarf zu ermitteln, um anschließend die dazu passende Finanzierung oder Förderung beantragen zu können. Ganz schön viel auf einmal? Bleib dran und informiere dich weiter zum Thema Finanzierung. Nur so kannst du herausfinden, welchen Weg du gehen willst, um dein Start-up ganz groß zu machen.