Mit Netzwerken zum Gründungserfolg

Als Plattform für Gründerinnen und Gründer verbinden wir kreative Köpfe und unterstützen Dich auf Deinem Weg zum Erfolg. Christina Lüdtke von der IHK Berlin ist Profi, wenn es um Kontakte und das richtige Netzwerk geht. Erfahre von ihr, warum ein starkes Netzwerk für den Erfolg Deines Start-ups entscheidend ist.

Grafik mit Text in:put

„Ich habe alles falsch gemacht – ich habe die letzten zwei Jahre nur an meinem Produkt gearbeitet – und nun kennt es keiner!“, sagte ein Gründer zu mir auf einem Event (vermutlich seinem ersten dieser Art), zu dem ich ihn eingeladen hatte.

Auf die Frage „Was ist das Beste an der Gründungsunterstützung an der Uni?“ antwortete mir ein anderer Gründer: „Das Netzwerk! Das habe ich am Anfang völlig unterschätzt und war positiv überrascht.“

„95 Prozent meiner Invests kommen über warme Introductions, obwohl ich inzwischen 30-40 kalte Anfragen pro Woche erhalte“, berichtet Business Angel Eva Spannagl im Januar 2024 im Gründerszene-Podcast.

Ohne Connections geht im Start-up-Business eigentlich nichts. Dein Unternehmen ist winzig klein, Du kannst Dich nicht um alles allein kümmern, alles wissen, alle Erfahrungen bereits gemacht haben. Von Kunden und Investor:innen mal abgesehen, ist darum schon allein der Austausch mit anderen Gründer:innen überlebenswichtig – wie sind sie mit dieser einen rechtlichen Frage umgegangen, welche Software nutzen sie für die Abrechnungen, können sie eine Steuerberaterung empfehlen? Aber auch, um potentielle Kunden und Investor:innen kennenzulernen – idealerweise schon bevor es dringend wird – ist Netzwerken wichtig. Große Firmen haben große Budgets, um bekannt zu werden, und haben meist schon ein Standing – bei Dir geht nur Word of Mouth, um Dein Produkt unter die Leute zu bringen. Du persönlich bist Deine Marke.

Die richtigen Events finden

Start-ups, die in einem der zahlreichen Inkubatoren in der Region unterstützt werden, haben durch die engmaschige Betreuung und die Erfahrung der Gründungsberater:innen einen riesigen Vorteil, weil die Wichtigkeit des Netzwerkens hier immer wieder betont wird – und die Berater:innen genau wissen, wann welches Event passen könnte.

In Berlin gibt es anders als in anderen Orten Deutschlands eine fast unübersehbare Zahl an Veranstaltungen. Wie wähle ich also aus, worauf achte ich? Und was mache ich, wenn ich da bin?

Interessant sind zum einen Events, bei denen du dich thematisch austauschen kannst. So gibt es für AgTech-Start-ups (Agrar) z.B. regelmäßige Meet-ups, zu denen Start-ups, aber auch Personen aus wissenschaftlichen Institutionen oder größeren Unternehmen kommen. In Vorträgen kann man erst etwas lernen, danach die Leute bei einem Getränk genauer kennenlernen. Hilfreich sind hier die Plattformen Meet-up und Eventbrite – und immer wieder LinkedIn.

Die Alternative sind branchenoffene Netzwerkveranstaltungen wie Sommerfeste oder Pitch Nights z.B. von Inkubatoren oder Investor:innen oder auch die Kontaktabende vom Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg. Hier finden sich zahlreiche andere Gründer:innen sowie Menschen aus dem Start-up-Ökosystem, die Dich unterstützen können, aber auch Investor:innen. Auch andere Wettbewerbe sind eine gute Möglichkeit, nicht nur Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern auf den dazugehörigen Veranstaltungen Kontakte zu knüpfen.

Ins Gespräch kommen – ganz entspannt

Wie aber ins Gespräch kommen? Das Gute ist: Der Name „Kontaktabend“ ist bei allen Netzwerkevents Programm. Alle, die hier sind, gehen davon aus, dass Du auf sie zukommst, einfach mit einem Hallo startest. Das kostet am Anfang etwas Überwindung, das geht auch mir nach vielen Jahren Erfahrung immer noch so. Oft nehme ich mir vor, mit mindestens drei neuen Personen am Abend zu sprechen. Manchmal stelle ich mir vor, ich sei auf einer WG-Party: Hier ist es auch normal, am Kühlschrank einfach kurz ins Gespräch zu kommen – mit manchen kurz, bei manchen bleibt man eine Stunde kleben.

Apropos Kühlschrank: Achte darauf, dass die „flüssige Motivation“ nicht überhandnimmt, behalte einen klaren Kopf. Schließlich möchtest Du Dich zwar entspannt, aber doch professionell präsentieren.

Der oft so gefürchtete Smalltalk ist übrigens gar nicht so schlimm. Weder sollte es nur ums Wetter gehen, noch sollst Du private Geheimnisse ausplaudern. Der Sweet Spot liegt dazwischen: Persönliche, aber nicht private Informationen. Du fährst gern Ski, hattest Schwierigkeiten bei der Berliner Wohnungssuche oder liebst Taylor Swift? Über all das kann man erste Sympathien aufbauen. Außerdem bringst Du etwas sehr Wertvolles mit: Deine eigene Gründungsstory. Das ist Dein Angebot für Deine Gesprächspartner:innen: Wie bist Du zum Gründen gekommen? Was ist das Produkt, was motiviert Dich, wie weit bist Du schon, was sind aktuelle Herausforderungen? Du kannst davon ausgehen, dass an einem solchen Abend diese Themen für Dein Gegenüber interessant sind, weil sie ähnliche Geschichten kennen oder gerade selbst leben. Auch darum sind Netzwerkabende gut: Deine Freund:innen hören sich Deine Story vielleicht auch begeistert an, können aber aus Business-Sicht nicht viel zum Thema sagen, wenn sie nicht selbst gründen. Auf diesen Events kannst Du Gleichgesinnte treffen, die nachvollziehen können, was Du gerade erlebst.

Du hast fürs Erste in 5, 10 oder 30 Minuten alles besprochen? Dann ist es auf solchen Netzwerkabenden völlig ok, „noch eine Runde zu drehen“ – vernetze Dich noch auf LinkedIn (schaue Dir vorher an, wie Du den QR-Code Deines Profils aufrufst, den die andere Person nur scannen muss) und verabschiede Dich freundlich. Niemand muss hier Deals schließen oder Co-Founder-Verträge unterzeichnen. Du hast Dein Netz mit einem weiteren kleinen Knoten versehen – im ersten Schritt geht es beim Netzwerken um die Quantität von Leuten, von denen später einige wenige qualitativ hochwertige Partner werden können oder genau den richtigen Tipp im richtigen Moment haben.

Netzwerken ist regelmäßiger Teil eurer Arbeit

(Fast) Niemand hat Zeit und Energie, jede Woche auf mehrere solcher Veranstaltungen zu gehen. Ohnehin sind sie oft saisonal – zwischen April und Juli (oft Anfang der Schulferien) und von September bis November gibt es eine deutlich größere Auswahl. Teste einfach einige Events aus und entscheide, was Dir liegt – eher der thematische Austausch, kleine Pitch Nights, wo man auch mal nur zuhören kann, oder aber Großveranstaltungen bei Wettbewerben oder auf der Startupnight?

Tauche regelmäßig irgendwo auf, verabrede Dich mit anderen, frage neue Kontakte, wo sie hingehen! Selbst, wenn Deine Energie an einem Tag eher niedrig ist: Spreche mit ein oder zwei neuen Personen und lerne sie kennen. Ab und zu kann es auch total in Ordnung sein, den Rest des Abends dann mit den jetzt schon bekannten Gesichtern zu verbringen – denn auch das neu gesponnene Netzwerk will ja gepflegt werden.

Nehme Dir zusätzlich ca. 30 Minuten pro Woche für LinkedIn und sonstige berufliche Netzwerke, die Du nutzt. Lese die Timeline quer und überlege, ob Du bei Fragen oder längeren Beiträgen etwas Eigenes beitragen kannst? Einen Tipp oder auch eine eigene Erfahrung? Kennst Du jemanden, für den ein Artikel spannend sein könnte? Tagge diese Person – schon hast Du wieder etwas fürs Netzwerk getan. War jemand auf einer interessanten Veranstaltung? Frage nach, wie Du das nächste Mal auch eingeladen werden kannst. Beantworte Nachrichten zeitnah, bedanke Dich für angenommene Kontaktanfragen und frage vielleicht ein, zwei neue Leute an, die LinkedIn Dir vorschlägt. Für eine kurze Intro-Nachricht braucht man übrigens keinen Premium-Account!

Let’s meet!

Immer gilt, um mal John F. Kennedy wirklich sehr frei zu paraphrasieren: Frage nicht, was dein Netzwerk für dich tun kann, sondern was Du für dein Netzwerk tun kannst. Vernetze passende Leute, empfehle spannende Arbeitskreise oder Artikel, unterstütze andere einfach mit einem Like oder Applaus – und Du wirst sehen, eine ähnliche Behandlung wird Dir auch entgegenschlagen. Die investierte Zeit zahlt sich dabei schnell aus, da kooperatives Arbeiten meist viel mehr Synergien hervorbringt (und außerdem Spaß macht) als allein vor sich hinzuarbeiten.

Sehen wir uns beim nächsten Event? Falls ja: Komm gern auf mich zu und sage Hallo. Ich freue mich auf neue Gesichter!

Chistina Lüdtke

Christina ist im Start-up-Team der IHK Berlin. Wir freuen uns, sie regelmäßig auf unseren Events zu begrüßen. Als Teil unseres Netzwerkes unterstützt sie den BPW mit ihrem Know-how in der Gründungsszene.

Als Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW) freuen wir uns, Beiträge aus dem Praxisalltag zu veröffentlichen, die unsere Gründungsgemeinschaft bereichern und stärken. Wir sind fest davon überzeugt, dass der Aufbau und die Pflege von Beziehungen wichtige Bausteine zum Erfolg im Unternehmertum sind.

Verpasse deshalb nicht unser kommendes Event "Pitch me" Die Pitchvorbereitung am 7. Mai, eine spannende Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der IHK Berlin. Hier hast Du die Gelegenheit, Deine Ideen vor einer Jury zu präsentieren und wertvolles Feedback von Expert:innen zu erhalten. Zudem hast Du hier eine wunderbare Gelegenheit, um Dich mit Gründer:innen und Investor:innen zu vernetzen.


Zur Veranstaltung Pitch me!